Anne Römpp, toujours (2012) 45 x 20 x 20cm, Küchenfliesen, Fundstücke, Magnete Julia Wenz, Plastiktüte blau weiß (2007) ca. 50 x 50cm, Collage im Digitaldruck auf Foto Ausstellungsbeteiligung gemeinsam mit Julia Wenz, Dialog_Trialog, Künstlerbund Baden-Württemberg im Museum Biedermann Donaueschingen
„Kannst du das brauchen?“
„Kannst du das brauchen?“ Diese Frage haben sich die Kunstlerinnen Anne Römpp und Julia Wenz, seitdem sie Ateliernachbarinnen sind, schon öfter gestellt. Diese Frage berucksichtigt mehrere Aspekte, zunächst einmal ist es eine Frage, die das kunstlerische Verfahren selbst betrifft: Gefundene Objekte und Alltagsgegenstände, die eine Kunstlerin fur ihre eigene Arbeit nicht zu brauchen scheint, die aber unter Umständen interessant fur die andere ist, werden dabei im Atelier von einem Ort zum anderen verschoben und dann auch oftmals in den kunstlerischen Kontext von Ausstellungen uberfuhrt. Neben dem lapidaren Hinweis darauf, dass die eine zum Beispiel ein Teil aus ihrem Sammelsurium wie etwa eine Kuchenfliese nicht mehr gebrauchen kann und sie die andere fragt, ob sie es verwenden mag, steckt aber in dieser Aussagen stets auch ein Hauch Ironie und Selbstbezuglichkeit im Hinblick auf Kunst und den Kunstbetrieb selbst.
„Ist das Kunst oder kann das weg?“
„Fur mich wird daraus keine Kunst mehr, aber vielleicht ja fur dich?“
Aus diesem Dialog über die Dinge entstand die Idee der Kollaboration zwischen Anne Römpp und Julia Wenz fur die vom Kunstlerbund Baden-Wurttemberg konzipierte Ausstellung „Dialog“. Der Dialog findet, wie schon erwähnt, uber scheinbar unbrauchbare, wertlose sowie alltägliche Dinge statt und gleichzeitig naturlich im persönlichen Austausch uber die kunstlerischen Einstellungen und Projekte. Durch ihr unterschiedliches Interesse finden die beiden Kunstlerinnen dabei trotz der sich ähnelnden Materialien ihren Ausdruck in ganz individuellen kunstlerischen Positionen. Gerade das macht den Reiz des Dialog-Projektes zwischen Römpp und Wenz aus.
Bei Julia Wenz ist es hier ein Brotzeitbrett auf einer Einkaufstute, die eine Verfremdung der doch recht banalen Objekte suggeriert. Die Integration des weißblauen bayerischen Rautenmusters in das rechtwinklige Streifenraster einer Plastiktute, lässt den Eindruck einer abstrakt-konkreten Komposition entstehen. In Originalgröße auf Fotopapier abgezogen verfluchtigt sich dann aber die Ernsthaftigkeit im Moment der Entschlusselung als Assemblage banaler Gebrauchsgegenstände. Dennoch ist die Assemblage aus industriell gefertigten Alltagsgegenständen da, spannungsgeladen und in beeindruckender Präsenz. Das ist mehr als „Fruhstucksbrettchen auf Einkaufstute“, aber gleichzeitig eben genau das. Ein Bild, changierend zwischen dem ironischem Kommentar auf die Kunst und der Faszination von Form und Farbe.
Anne Römpp nimmt gefundene Gegenstände auf, ob von der Straße, aus Innenräumen oder aus dem Supermarkt und verdichtet diese zu poetischen Bildern, bei denen die einzelnen Dinge jeweils neue Beziehungen untereinander herstellen. Eindrucksvoll werden die Bedeutungsverschiebungen in den kleinen Wandarbeiten Römpps offenbar, die den Schwebezustand und die Balance durch das Zusammenfuhren magnetischer Kräfte herstellen. Dinge bedeuten dann etwas anderes, wenn sie sich im Nebeneinander und Aufeinander ihrer eigentlich zugedachten Verwendung widersetzen.
Die Gleichgewichtskonstruktionen aus Alltagsgegenständen stellen aber in Anne Römpps Arbeiten besonders in ihren unkonventionellen Konstellationen eine vielfältige Verdichtung her. Durch das Zusammenfuhren mehrerer Kräfte und Dinge loten sie die veränderbare Waage von Balance und Bedeutung immer wieder neu aus.