Robert Walter – Discours
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Stiftung Centre Culturel Franco-Allemand,
im Namen des Teams des Centre Culturel und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, ohne dessen Unterstützung diese Veranstaltung nicht machbar wäre, heiße ich Sie ganz herzlich hier in unseren neuen Räumen im Gebäude der Postgalerie willkommen.
Ich freue mich sehr, heute Abend eine sehenswerte Ausstellung eröffnen zu können und Ihnen eine äußerst begabte Künstlerin vorstellen zu dürfen, die zu dieser Stunde auch selbst anwesend ist: „Madame Anne Römpp, bienvenue au sein de notre Centre Culturel de Karlsruhe.“
Ich möchte hier, verehrtes Publikum, einige Worte über die ausgestellte Künstlerin und ihre Arbeiten sprechen. Anne Römpp, gebürtig aus Bayreuth, hat an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste Stuttgart freie Bildhauerei studiert, was ihr erlaubt, über unterschiedlichste Techniken souverän zu verfügen und scheinbar disparate Fundstücke in einen originellen Zusammenhang zu stellen.
Im Laufe ihres künstlerischen Werdegangs war sie in vielen Ländern Europas unterwegs: 2008 erhielt sie ein Erasmus-Stipendium für Helsinki, 2010 ging sie für einen Studienaufenthalt nach Florenz, 2011 erhielt sie ein Residenzstipendium im Herrenhaus Edenkoben und wurde mit dem Förderpreis des Künstlerbundes Baden-Württemberg ausgezeichnet. 2012 war sie Stipendiatin der Cité Internationale des Arts in Paris, ein vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst ins Leben gerufenes Förderprogramm, um vielversprechenden jungen Künstlern ein Atelier im Herzen von Paris zur Verfügung zu stellen und ihnen abschließend eine Einzelausstellung im Rahmen der auch von unserer Stiftung unterstützten Reihe Retour de Paris zu ermöglichen. Dank dieses Programms haben Sie als Freunde und Besucher unserer Einrichtung die Gelegenheit, sich in regelmäßigen Abständen mit Werken handverlesener Künstler auseinanderzusetzen, die in einer der schönsten Hauptstädte Europas neue Inspirationen finden. Diesmal ist also das Ergebnis von Anne Römpps kreativer Arbeit während ihres 6-monatigen Aufenthalts an der Cité in Paris zu sehen …
… und Sie werden es bereits erkannt haben, Anne Römpp reflektiert die von ihr vorgefundenen Räumlichkeiten und macht sie für ihre Kreationen fruchtbar. Boden, Wände, Türen und andere Strukturelemente des Raums werden auf ihre Nutzbarkeit hin überprüft, auf den ersten Blick störende Details werden integriert, damit sie den Intentionen der Künstlerin dienlich sind, banalen Alltagsgegenständen wird, sofern wir sie unzweifelhaft identifizieren können, in einen überraschenden Kontext gestellt, um ihnen eine neue Dimension zu verleihen, die zuweilen nicht eines gewissen Humors entbehrt. Sie spielt mit der Gravitation und führt uns durch einen Raum fragiler Kräfte. Sie stellt die inzwischen essentiell gewordene Frage: „Was mit all diesen Gegenständen beginnen, mit diesem ganzen Müll, der unsere Umwelt immer mehr beherrscht?“ Damit hier keine Missverständnisse aufkommen, es geht nicht um ökologischen Militantismus, sondern um eine philosophische Fragestellung. Anne Römpp hinterfragt nicht nur unsere Lebensweise, sie zeigt Perspektiven auf. Wenn der französische Philosoph Henri Bergson eines Tages feststellte, dass „der Mensch das einzige Tier ist, das nicht weiß, was es mit seinen Abfällen tun soll“, dann liefert ihm Anne Römpp ein Jahrhundert später die Antwort.
Mit Hilfe von entsorgten Materialien, auf der Straße oder in Supermärkten gefundenen Gegenständen, kurzum, mit allem, was uns veraltet und wertlos erscheint, inszeniert die Künstlerin ein subtiles Environment. Wir stehen einem wahrhaft zeitgenössischem Werk gegenüber, das in die Zukunft weist und Anspruch auf Beständigkeit erhebt. Es will auch als Hommage an ihren Mentor, Prof. Werner Pokorny der Kunstakademie Stuttgart, verstanden wissen, von dem der Satz stammt: „Eine Möglichkeit ist es, davon auszugehen, dass diese wesentlichen Dinge im Leben immer gleich bleiben und sich nicht verändern.“ Bei Anne Römpps Œuvre handelt es sich um genau reflektierte Kompositionen, deren innere Logik aufzuspüren Sie jetzt Gelegenheit haben.
Um unserer Vernissage einen geselligen Rahmen zu verleihen, sind Sie wie üblich zu einem Umtrunk und einem Imbiss an unserem Buffet eingeladen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Robert Walter